31.März 2021

Fasten - Interview erschienen im Journal natürlichHAMM, Ausgabe Frühling 2021

Lassen Sie uns ganz allgemein anfangen, Frau Menke: Wieso sollte jeder Mensch mal fasten?

 

Das Kurzzeit-Fasten, also der Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für fünf bis 10 Tage, ist eine einzigartige Erfahrung, die jeder einmal gemacht haben sollte. Wir brauchen viel weniger als wir denken und können durch das Fasten ein Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit erleben. Außerdem verbessert sich das körperliche und mentale Wohlbefinden durch das Fasten in der Regel immens.

Menschen, die ihre Ernährungsgewohnheiten verändern möchten, haben durch eine Fastenzeit einen idealen Einstieg in den Umstieg. Denn sie unterbrechen ihre gewohnten Essmuster für eine Weile und das hilft nachhaltig gesunde Ernährungsgewohnheiten zu etablieren.

Wer regelmäßig, z.B. einmal im Jahr fastet, betreibt aktive Gesundheitsvorsorge. Menschen, bei denen bereits erste veränderte Gesundheitsparameter, wie Bluthochdruck, Übergewicht, erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte oder Diabetes Typ 2 festgestellt worden sind, ist das Fasten sehr zu empfehlen. Ebenso gilt das bei entzündlichen Erkrankungen, wie Gicht, Rheuma, Arthrose, Darmerkrankungen, Allergien oder Hauterkrankungen. Alle diese sogenannten Zivilisationskrankheiten können durch eine Fastenmaßnahme positiv beeinflusst werden!

 

Was raten Sie Fastenwilligen, damit sie nicht gleich den Mut verlieren?

Eins ist sicher, Fasten ist gar nicht so schwierig, wie die meisten Menschen denken. Erst-Faster haben oft einen gehörigen Respekt davor. Mit Erstaunen stellen sie dann fest, dass es wunderbar möglich ist, mehrere Tage ohne feste Nahrung auszukommen, dabei keinen Hunger zu verspüren und auch noch leistungsfähig zu sein. Die in Deutschland bekannteste Fastenmethode ist das Buchingerfasten, eine niederkalorische Trinkkur mit Gemüsebrühen, Gemüse-/Obstsäften, Wasser und Tee. Um das Fasten richtig durchzuführen und positiv zu erleben, rate ich Fastenwilligen ihr erstes Mal betreut von einem erfahrenen Fastenleiter und in einer Gruppe von Gleichgesinnten durchzuführen. Der Fastenleiter leitet an, schafft einen Rahmen, der den Fastenden unterstützt, und steht jederzeit für Fragen zur Verfügung. Fasten in der Gruppe motiviert und bringt zusätzlich auch noch Spaß. In der Regel empfinden Fastenneulinge die Fastenzeit dann als ein großartiges Erlebnis, aus dem sie erholt und voller Energie herausgehen.

 

Jetzt sind die Menschen verschieden und jeder bringt unterschiedliche körperliche und mentale Voraussetzungen mit? Wie finde ich die Art des Fastens, die zu mir passt?

Grundsätzlich kann jeder gesunde Mensch unbedenklich für einige Tage auf feste Nahrung verzichten. Unser Körper kann mit Nahrungsentzug sehr gut umgehen, denn während der Entwicklungsgeschichte des Menschen waren über Millionen von Jahren häufig Mangelzeiten zu überstehen. Unser Körper besitzt die Fähigkeit in diesen Zeiten Energie aus seinen inneren Speichern zu ziehen und dabei Körperfunktionen und Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

Wenn ein Fastenwilliger Vorerkrankungen hat und kontrollbedürftige Tabletten einnimmt, sollte er vorab mit seinem Arzt sprechen. Schwangere, Stillende und Kinder dürfen nicht fasten.

Menschen, die sich mental noch nicht bereit fühlen, einige Tage komplett auf feste Nahrung zu verzichten, könnten mit Hilfe des Intervallfastens bewusste Ess-Pausen während eines Tages einlegen und sich so langsam an einen Nahrungsverzicht gewöhnen. Die bekannteste Intervallfastenmethode ist die 16:8-Methode. Das heißt: Zwischen der letzten Mahlzeit des Tages und dem Frühstück liegen 16 Stunden.

 

Als Fastenbegleiterin haben Sie viele Fastende erlebt? Was macht, Ihrer Meinung nach, ein nachhaltig erfolgreiches Fasten aus?

Damit das Fasten nachhaltig erfolgreich ist, macht sich der Fastende während der Fastenzeit bewusst, welche Gewohnheit einem gesunden Lebensstil am stärksten entgegensteht. Das kann für jeden etwas anderes sein. Der eine will seinen Zuckerkonsum reduzieren, ein anderer hat das Ziel Fertigprodukte zu meiden und stattdessen frisch zu kochen, noch ein anderer will weniger essen und wieder bewusst auf sein Sättigungsgefühl achten. Wichtig ist, dass man seine „Hauptschwäche“ erkennt und sich einen Plan macht, wie man das neue gesunde Verhalten in seinen Alltag integriert. Die Erfahrung zeigt, dass die Erlebnisse in der Fastenwoche so motivierend wirken, dass die gefassten Vorsätze von den meisten Fastenteilnehmern auch längerfristig zuhause umgesetzt werden.

 

Sie bieten u. a. Kurse zum Fastenwandern und Fasten-Yoga an. Wie sehr fördert körperliche Aktivität den Erfolg des Fastens?

In einer Buchinger-Fastenwoche, wie ich sie in meinen Fastenauszeiten am Möhnesee anbiete, ist Bewegung ein fester Bestandteil. Es gibt täglich eine Frühgymnastik und drei- bis vierstündige Wanderungen durch den Arnsberger Wald und am Möhnesee-Ufer. Hierdurch wird der Kreislauf in Schwung gebracht, der Blutdruck normalisiert, der Stoffwechsel angekurbelt und die Fettverbrennung unterstützt. Die Teilnehmer erleben, wie positiv Bewegung auf ihren Körper wirkt und sind so motiviert auch zuhause mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen. Außerdem strukturieren die Bewegungs-, Entspannungs- und Informationseinheiten während der Fastenwoche den Tag und lenken den Fastenden ab. Auch Yoga während der Fastenzeit unterstützt den Fastenerfolg. Die im Yoga angewendeten Körperhaltungen, Asanas genannt, wie Vorbeugen und Drehhaltungen, haben eine entgiftende Wirkung und aktivieren die Selbstheilungskräfte des Körpers.